janw.de - Unterwegs in Tschechien
 Tag der Eisenbahn in Cheb 24.09.2016 
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380 013

Jedes Jahr im September feiern die České drahy (Tschechischen Bahnen) den Tag der Eisenbahn mit einer Großveranstaltung, die neben einer Fahrzeugschau auch ein umfangreiches Sonderzugprogramm beinhaltet. Im Jahr 2016 fand dieses Ereignis in Cheb statt. An dieser Stelle kann leider nur eine kleine und unvollständige Auswahl von Bildern der Veranstaltung gezeigt werden.

Den Anfang macht die Baureihe 380 als neueste Skoda-Konstruktion. Es handelt sich hierbei um eine 200 km/h schnell Dreisystemlokomotive für 3 kV Gleichstrom, 25 kV 50 Hz Wechselstrom und 15 kV 16 2/3 Hz Wechselstrom. Insgesamt sind 20 dieser Lokomotiven beschafft worden. Es war ursprünglich vorgesehen, dass die Baureihe 380 auch die Eurocitys nach Deutschland zieht, jedoch kam es am Ende anders. Heute sind die Lokomotiven zwischen Praha und Österreich bzw. Ungarn im Einsatz, nach Cheb kommen sie planmäßig nicht. In der Slowakei sind zwei weitere Lokomotiven als Baureihe 381 im Einsatz, ebenso soll eine Einsystemvariante als Baureihe 102 in Deutschland zwischen Nürnberg und München zum Einsatz kommen. Ein ungewöhnliches Detail ist der kurze Radstand der Drehgestelle. Die 380 013 trägt eine Sonderlackierung für ČD Nostalgie, der Slovenská strela (Slowakischer Pfeil) ist eine Expresszugverbindung zwischen Praha und Bratislava. Einer der dafür eingesetzten Triebwagen, M 260.001 (825 001) wurde kürzlich erst als Museumsfahrzeug restauriert. Die linke Lokhälfte zeigt stilistisch dieses Fahrzeug.

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362 110 mit R 611 "KARLEX" Cheb - Ústi nad Labem hl.n. - Praha hl.n.

Die 362 110 ist eine von mehreren Lokomotiven, die im gleichen zweifarbigen Stil auf die Webseite der ČD, den E-Shop (Online-Fahrkartenverkauf) oder das ČD Muzeum hinweisen. Hier sehen wir die Lok vor einem Schnellzug nach Praha über Ústí nad Labem am Hausbahnsteig stehen. Noch immer laufen hier Waggons aus Bautzener Produktion mit.

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ŽSSK 498.104 "Albatros" aus Bratislava

Die ab 1954 von Skoda gebauten Schnellzuglokomotiven der Baureihe 498.1 gelten als Höhepunkt des tschechischen Lokomotivbaus. Die Dreizyindermaschinen sind 120 km/h schnell und haben eine Leistung von etwa 2500 PS. Neben der 498.104 ist u.a. noch die 498.106 des NTM Praha erhalten, sie kann im Depot Chomutov besichtigt werden. Den Namen Albatros erhielten die Lokomotiven aufgrund ihrer eleganten blauen Lackierung.

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ÖBB 1216 237 mit RJ 1549 "NÁRODNÍ DEN ŽELEZNICE" Cheb - Plzeň hl.n. - Praha hl.n. (Sonderzug)

Der Railjet ist ursprünglich eine Lok-Wagen-Komposition für den Hochgeschwindigkeitsverkehr bis 230 km/h aus Österreich. Zum Einsatz kommen dort Taurus-Lokomotiven der Baureihen 1116 und 1216. Auch die ČD beschafften sieben (leicht veränderte) Züge dieser Art, die im Wesentlichen von angemieteten 1216 der ÖBB (erst 2019 kaufte man zwei 1216 von RTS ab) gezogen bzw. geschoben werden. Anlässlich des Tages der Eisenbahn kam ein solcher Railjet als sogenannter Protokollzug auch nach Cheb. Hier ist die Lokomotive mit ihrer typischen asymmetrischen Lackierung zu sehen. Die österreichischen Einheiten sind übrigens in Rottönen gehalten.

Die nächsten Bilder mit historischen Fahrzeugen sind eine Zeitreise in die Vergangenheit der Tschechischen Eisenbahnen.

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T 499.0002 (759 002), T 478.1010 (751 010) und T 478.1004 (751 004)

Die T 499.0002 ist eine von ehemals zwei Prototyplokomotiven aus den 1970er Jahren. Mit etwa 2400 PS Leistung und einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h stellte sie die stärkste in Tschechien gebaute Diesellokomotive dar. Zu einem Serienbau kam es aufgrund der bestehenden Elektrifizierungspläne und des hohen Gewichts der Lokomotive nicht. Eingesetzt wurden die Lokomotiven letztendlich auf dem bekannten Versuchsring in Velim. Neben ihr stehen zwei Vertreter einer der beiden bekanntesten Lokomotivfamilien Tschechiens, der Bardotka. Die T 478.1010 ist die erste Serienlokomotive, die T 478.1004 gehört zur Vorserie, bei der Dach und Lokfront runder ausgeführt sind, ebenso fehlen noch die Sicken in den Seitenwänden.

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T 458.1190 (721 190), T 435.0145 (720 145), T 466.0007 (735 007), T 444.030 (725 030) und T 211.0101 (700 101)

Eine Ausstellung von Diesellokomotiven der mittleren und kleineren Leistungsklassen war in einem der Lokschuppen des Bahnbetriebswerks in Cheb zu sehen. Von links nach rechts wären da zunächst die zwei Lokomotivbaureihen T 458.1 und T 435.0 zu nennen, die in Tschechien auch großer und kleiner Hektor genannt werden. Die T 435.0 wurde auch von der Deutschen Reichsbahn als Baureihe 107 beschafft und kam im Raum Leipzig zum Einsatz. Die Baureihe T 466.0 erinnert optisch ein wenig an die deutsche V 100, es handelt sich hierbei jedoch um eine dieselelektrische Maschine. Die heute meist im Rangier- und vereinzelt noch im leichten Reisezugdienst eingesetzten Lokomotiven der Baureihe 714 sind Umbauten aus der T 466.0 (später 735). Die T 444.0 ist eine leichte dieselhydraulische Lokomotive aus den 1960er Jahren für den Nebenbahnbetrieb und die T 211.0 ist eine kleine Rangierlokomotive. Als BN 150 wurden etwa 70 dieser Lokomotiven auch als Werkloks an Betriebe der DDR geliefert. Relativ bekannt dürfte auch ein H0-Model dieser Lokomotive von Gützold sein.

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M 120.417 und M 131.1130 (801 130)

Der grüne M 120.417 gehört zu einer Familie von Triebwagen, die um 1930 von Tatra hergestellt wurde. Charakteristisch für diese Baureihe war die auf dem Dach angeordnete Lokführerkanzel, eine Bauart, die in Deutschland so nicht üblich war, aber z.B. auch in Frankreich praktiziert wurde. Aus dem Schuppen schaut ein M 131.1 heraus, mit etwa 500 Exemplaren waren die roten Hurvínek (Lausbube) genannten Triebwagen noch bis Mitte der 1980er Jahre auf zahlreichen Nebenbahnen zu finden. Erst durch die Brotbüchsen (Baureihe 810 u.a.) wurden sie abgelöst.

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556.0506 und 52 8079 (letztere eine Gastlok aus Deutschland)

Die Baureihe 556.0 ist eine Güterzuglokomotive von Skoda, die bis zum Ende der Dampftraktion in Tschechien (1980) im Einsatz war. In den 1950er Jahren wurden 510 dieser 80 km/h schnellen Lokomotiven mit etwa 2000 PS gebaut, damit ist sie die zahlenmäßig größte Dampflokbaureihe der ČSD gewesen. Aufgrund der Stoker-Feuerung (Rostbeschickung mittels einer Förderschnecke) erhielt sie den Spitznamen Štokr. Im Jahr 1957 interessierte sich auch die VES-M in Halle (Saale) für die Lok, zu Meßzwecken war damals die 556.0265 vor Ort.

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T 478.1010 (751 010) mit Ex 11205 Cheb - Sokolov (Sonderzug) und Schlußlok T 478.3101 (753 101), am Bildrand eventuell M 131.101 (801 001)

Die neben der Bardotka bekannteste Diesellokomotivfamilie Tschechiens ist die Brejlovec (Taucherbrille). Hier ist die Museumslok 753 101 am Zugschluss eines Schnellzugwagenparks zu sehen, mit dem eine Pendelfahrt nach Sokolov durchgeführt wurde.

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842 023 mit Sp 1989 Cheb - Plzeň hl.n.

Ungewöhnliches auch im Planbetrieb: Anstelle eines Regiosharks der Baureihe 844 war auf der Plzeňer Strecke eine Garnitur aus einem Triebwagen der Baureihe 842 und einem Steuerwagen der ehemaligen Baureihe 954 im Einsatz. Schon alleine die Triebwagenbauart ist in der Region bereits selten geworden und im Plandienst kaum noch anzutreffen.

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363 045 sowie S 489.0001 (230 001) mit Os 7345 Mariánské Lázně - Cheb und Schlußlok S 499.0213 (242 213), im Hintergrund 844 004

Hier ist ein weiterer Planzug zu sehen, welcher durch eine Museumsgarnitur ersetzt wurde. Die Baureihe S 499.0 bzw. 242 ist heute noch im Personenzugdienst in der Region im Einsatz. Die tannengrüne Wagengarnitur dürfte aus Bautzener Produktion sein. Leider am anderen Ende nur zu erahnen ist die Laminátka 230 001 in den Originalfarben orange und gelb.

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T 478.3101 (753 101) mit Ex 11206 Sokolov - Cheb (Sonderzug) und Schlußlok T 478.1010 (751 010)

In der Zwischenzeit kommt der Sonderzug aus Sokolov, nun mit der 753 101 an der Zugspitze zurück.

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T 669.0001 (770 001) mit Pn 52029 Aš - Cheb und Schlußlok 534.0323 und DB 612 141 als Sp/RE 5290 Cheb - Nürnberg Hbf

Auch einige Showgüterzüge waren Bestandteil des Programms zum Tag der Eisenbahn. Hier rollt die T 669.0001 mit einem solchen in Cheb ein. Aufgrund des charakteristischen Motorengeräuschs haben diese Lokomotiven den Spitznamen Čmelák (Hummel) erhalten. Von dieser Lokomotivfamilie sind ab den 1960er Jahren etwa 8200 Stück (überwiegend für den Export) gebaut worden. Damit ist sie eine der meistgebauten Lokomotiven der Welt.

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