janw.de - Unterwegs in Tschechien | |
Děčín - Roudnice nad Labem - Vraňany - Straškov - Račiněves | 03.07.2014 |
162 039 mit R 685 Děčín hl.n. - Praha Masarykovo n. in Děčín hl.n. Děčín. Die sommerliche Mittagshitze hängt über dem Bahnhof. Am dritten Bahnsteig steht der Schnellzug nach Praha zur Abfahrt bereit. Von Montag bis Freitag fährt der Zug noch lokbespannt, am Wochenende ist ein Stadtelefant (Baureihe 471) unterwegs. Die Zuglokomotive ist eine 140 km/h schnelle Gleichstromlok der Baureihe 162. Zum Zeitpunkt der Aufnahme gibt es von den einst 60 gebauten Maschinen in Tschechien noch nur 12. Der Großteil der Loks tauschte seine Drehgestelle mit der Baureihe 363, wodurch man 140 km/h schnelle Mehrsystemloks der Baureihe 362 erhielt. Die verbliebene 162 mit dem nur für 120 km/h zugelassenen 363-Drehgestell wurde zur Baureihe 163.2 umgezeichnet. Erst im Jahr 2017 erhöhte sich der Bestand an 162 wieder, als man mindestens fünf Lokomotiven der Baureihe 163 anlässlich ihrer Hauptuntersuchung direkt zur 162 umbaute. Man erkennt diese Lokomotiven an Ordnungsnummern oberhalb der 162 060. Wir steigen in den Schnellzug ein und fahren nun erstmal eine Weile entlang der Labe (Elbe) stromaufwärts. 151 012 mit R 608 "BÍLINA" Praha hl.n. - Cheb in Roudnice nad Labem Der erste Zwischenhalt ist Roudnice nad Labem. Hier kommt uns 151 012 in den Farben der zweiten Auflage des Najbrt-Schemas mit einem Schnellzug nach Cheb entgegen. Die Lok wird bis Ústí nad Labem hl.n. am Zug bleiben und ihn dort an eine 362 übergeben. Der Einsatz der 160 km/h schnellen Baureihe 151 vor diesen Schnellzügen ist neu, im letzten Jahr fuhren hier noch die modernisierten 150.2 (140 km/h schnell). Wer ein bißchen über die Jahre das Geschehen beobachtet, wird aber feststellen, dass die auf der Strecke eingesetzten Lokbaureihen, insbesondere was die 150.2 und 151 angeht, immer wieder einander abwechseln. 123 013 mit einem Leerkohleganzzug Richtung Kralupy nad Vltavou in Roudnice nad Labem Eigentlich sollte die Fahrt noch ein bißchen weiter die flussaufwärts führen, allerdings hält der Schnellzug aus Děčín nicht in Vraňany, unserem nächsten Ziel. Somit warten wir in Roudnice nad Labem auf den nächsten Personenzug aus Ústí nad Labem (man hätte auch schon dort umsteigen können). Währenddessen kommt unter anderem ein Kohlezug mit einer noch grünen 123 vorbei. Im Jahr 1971 entstanden 29 dieser 90 km/h schnellen Gleichstromloks als modifizierter Nachbau der Baureihe 122. Eine weitere Lok wurde zur Versuchslok 124 601, die in der Regel auf dem Versuchsring in Velim (östlich von Praha in der Nähe von Kolín) im Einsatz ist. 471 064 als Os 6913 Ústí nad Labem hl.n. - Praha Masarykovo n. in Roudnice nad Labem Der nächste Zug fährt in Form eines Stadtelefanten ein. Wie auf dem Bild zu sehen ist, gibt es diese neuerdings auch im Najbrt-Farbschema. Wir fahren weiter in Richtung Praha. Noch bis kurz hinter Dolní Beřkovice folgen wir der Labe (Elbe), danach biegt die Bahnstrecke geradlinig nach Südwesten ab, bis sie einige Kilometer später auf die Vltava (Moldau) trifft. Noch bevor das passiert, erreichen wir jedoch Vraňany. 809 281 als Os 12355 Vraňany - Lužec nad Vltavou in Vraňany In Vraňany zweigen zwei Bahnstrecken von der KBS 090 Děčín - Praha ab. Da wäre zu einen die kleine nur drei Kilometer lange Nebenbahn hinüber nach Lužec nad Vltavou (KBS 094). Diese Strecke wird nur von Montag bis Freitag befahren. Zum Einsatz kommen Brotbüchsen, die Züge sind teilweise in der anderen Richtung bis Kralupy nad Vltavou verlängert. Der Triebwagen 809 281 ist ein Unikat, er ist die einzige noch existierende Brotbüchse in purpurrot mit einem gelben Streifen. Das blaue S will darauf hinweisen, dass wir uns hier bereits im Netz der S-Bahn Praha befinden. Tatsächlich laufen die Züge von Kralupy nad Vltavou nach Lužec nad Vltavou als S 42 des Verkehrsverbunds PÍD. (Ebenfalls wechseln die Personenzüge Ústí nad Labem - Praha, im Verbund des Ústecky kraj als Linie U 4 bezeichnet, in Hněvice ihre Linienbezeichnung zur S 4 und umgekehrt.) Die Baureihe 809 entstand Mitte der 1990er Jahre durch Anpassungen der Inneneinrichtung für den schaffnerlosen Betrieb auf schwach frequentierten Nebenstrecken. Beispielsweise erhielten die Triebwagen ein Fahrkartenausgabefenster in der Tür zum Lokführer und eine Signalisierungseinrichtungen für Bedarfshalte. Eingesetzt werden die 809 unter anderem auf den Nebenstrecken rund um Roudnice nad Labem und Kralupy nad Vltavou (KBS 092, 094, 095, 096, 110 und 111). Die andere in Vraňany abzweigende Strecke ist die KBS 095, die in einem großen Bogen nach Straškov und weiter nach Zlonice führt. Die Strecke gewinnt dabei immer leicht an Höhe. Etwa auf halbem Wege nach Straškov befindet sich nördlich der Strecke der markante Tafelberg Říp. Der Sage nach stand einst im Jahr 644 Urvater Čech auf diesem Berg, erblickte fruchtbares und unbesiedeltes Land für sein wanderndes Volk und begründete hier das nach ihm benannte Tschechien. 809 140 als Os 12319 Straškov - Vraňany in Straškov (hinter der Bahnmeisterei erhebt sich der 455 m hohe Říp) Straškov ist ein Nebenbahnknotenpunkt wie aus dem Bilderbuch. Hier kreuzen sich die KBS 095 Vraňany - Zlonice und die KBS 096 Roudnice nach Labem - Libochovice. Der Hauptverkehr auf dem Linienstern um Straškov findet allerdings nach Norden bzw. Osten hinunter nach Roudnice nad Labem und Vraňany statt. Westwärts nach Zlonice fahren nur zwei Zugpaare an Werktagen und auch die Strecke nach Libochovice wird seit 2006 nur noch bis zum von Straškov etwa 2 km entfernen Račiněves befahren. Letzteres änderte sich erst im Jahr 2016 mit der Einführung der touristischen Linien im Ústecký kraj. Seitdem fahren zwischen Roudnice nad Labem und Libochovice an den Wochenenden wieder Ausflugszüge, wobei bisher ein Triebwagen der Baureihe 831 von KŽC im Einsatz war. (Mehr zu diesem Thema folgt bei einer der Tschechien-Touren des Jahres 2016.) 809 249 als Os 19641 Račiněves - Roudnice nad Labem město in Račiněves Haltepunkt Račiněves - im Jahr 2014 die Endstation der KBS 096. Das Bild mag den Eindruck vermitteln, dass die Bahnstrecke hier auf freiem Feld endet und beinahe ist das auch so. Die Station befindet sich am Nordrand des Ortes Bříza am Bahnübergang der Verbindungsstraße zum namensgebenden Račiněves etwa einen Kilometer nördlich. Der ursprüngliche Haltepunkt Bříza wiederum befand sich bis zu seiner Auflassung südöstlich des Ortes an der Bahnstrecke nach Zlonice. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 wurde Račiněves in Bříza obec (Abzweig) umbenannt, was den geografischen Gegebenheiten näher kommt. Nach kurzem Aufenthalt fahren wir zurück nach Roudnice nad Labem. Der Os 19641 endet bereits im oberhalb der Stadt in einer Kurve gelegenen Haltepunkt Roudnice nad Labem město. Bis zum Hauptbahnhof sind es aber nur ein paar hundert Meter zu Fuß den Berg hinunter und außerdem sieht man so auch mal etwas von der durchaus sehenswerten Innenstadt. Roudnice nad Labem: Karlovo náměstí (Karlsplatz) mit dem Schloss Mit dem nächsten Schnellzug führt die Reise wieder zurück nach Děčín. 123 007 und 122 025 in Děčín hl.n. Auch die Baureihen 122 und 123 sind teilweise bereits in den Farbtopf des neuen Corporate Designs von ČD Cargo gefallen. Trotz gewisser technischer Unterschiede sind beide Baureihen aber äußerlich meines Wissens nicht voneinander zu unterscheiden. Von der Baureihe 122 wurden ab 1967 insgesamt 55 Lokomotiven gebaut. Die heute noch existierenden 122 und 123 werden alle von Ústí nad Labem aus disponiert und im Güterverkehr eingesetzt. Mittlerweile ist es Abend geworden und so geht auch diese Fahrt nach Tschechien zu Ende. |