janw.de - Unterwegs in Tschechien
 Von Ústí nad Labem zum Brejlovec-Treffen nach Lužná u Rakovníka 25.09.2011 
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371 004 mit EC 171 "HUNGARIA" Berlin Hbf (tief) - Budapest-Keleti pu in Ústí nad Labem hl.n.

Die heutige Fahrt durch Tschechien beginnt in Ústí nad Labem. Es ist ein sonniger Vormittag Ende September 2011 und auf Gleis 1 des dritten Bahnsteigs steht der EuroCity "HUNGARIA", der in diesem Jahr komplett aus ungarischen Schnellzugwagen besteht. Die 371 004 wird den Zug heute von Dresden bis Praha befördern, anschließend übernimmt ihn eine slowakische 350 bis Budapest.

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162 036 mit R 608 "SVATAVA" Praha hl.n. - Cheb in Ústí nad Labem hl.n.

Lužná u Rakovníka (hinwärts in der Streckenvariante über Most und Žatec) soll heute das Ziel sein und das bedeutet, dass die Fahrt zunächst westwärts führt. Nach ein paar Minuten rollt der R 608 aus Praha ein. Die Zuglok ist eine 140 km/h schnelle Gleichstromlok der Baureihe 162, hier in der ersten Najbrt-Ausführung in der Variante mit grauem Dach und Rahmen. Für Wagen-Fans mag interessant sein, dass der Zug komplett aus Bautzener Schnellzugwagen besteht. In Ústí nad Labem ist Richtungs- und auch Lokwechsel. Da der Zug auf seinem weiteren Weg über Chomutov und Karlovy Vary nach Cheb in der Nähe von Klášterec nad Ohří vom Gleichstrom- in das Wechselstromnetz wechselt, übernimmt ihn eine Mehrsystemlok der Baureihen 362 oder 363. Heute wird es die blau-beige 363 079 sein (hier ohne Bild).

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163 092 mit vermutlich Os 6855 Most - Děčín hl.n. in Most

Umsteigen in Most. Bis zur Abfahrt des nächsten Zuges sind ein paar Minuten Zeit, um zu schauen, was gerade so im Bahnhof los ist. An einem der Bahnsteige steht eine grün-beige 163, die mit ihren drei Wagen wahrscheinlich einen der nächsten Personenzüge nach Děčín fahren wird. (Etwa ein Jahr später sind diese Zuggarnituren durch neue Elektrotriebzüge der Baureihe 440 abgelöst worden.)

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814 058 sowie 809 249 mit einem Beiwagen in Most

Außerdem ist ein Triebwagen der Baureihe 809 mit einem purpurrot-beigen Beiwagen anwesend. Daneben steht ein Triebwagen der modernisierten Baureihe 814.

Mit einer Brotbüchse der Baureihe 810 geht die Fahrt nun weiter in Richtung Žatec. Zunächst fahren wir ein paar hundert Meter wieder in Richtung, aus der wir gerade gekommen sind, biegen dann heute nach Süden ab und erreichen Obrnice. Etwas weiter südlich verzweigen sich die Strecken nach Postoloprty (KBS 123), Louny (KBS 126) und Lovosice (ehemalige KBS 113). Die Fahrt führt nun relativ geradlinig durch die Ebene nach Süden. Ab Postoloprty wendet sich die Strecke dann nach Südwesten und führt entlang der Dörfer Lišany u Žatce, Dolejší Hůrky und Tvršice nach Žatec, während sich in der Nähe die Ohře durch die Landschaft schlängelt.

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810 152 als Os 6511 Most - Žatec západ in Žatec

In Žatec muss noch einmal umgestiegen werden. Die letzten 41 km nach Lužná u Rakovníka besteht Zug aus einem Regionova-Triebwagen der Baureihe 814. Schaut man sich den südlichen Teil der nun befahrenen KBS 124 an, so fällt auf, dass hier nur Eilzüge fahren. Es gibt eine ganze Reihe von Bahnhöfen und Haltepunkten, an denen bereits seit Jahren nicht mehr gehalten wird. Nachdem unser Zug in Žatec die Ohře überquert hat, folgen wir dem Fluss noch ein paar Kilometer und biegen dann bei Trnovany (kein Halt mehr) nach Südwesten ab. Bis Měcholupy verläuft die Bahnstrecke an den Orten entlang des Flüsschens Blšanka. Alle hier vorhandenen Bahnstationen werden jedoch durchfahren (erst in den Folgejahren kommt Veletice wieder als Halt hinzu). Anschließend wendet sich die Strecke nach Südosten. Ab hier werden alle Haltepunkte bedient, allerdings befinden sich diese in der Regel wie bei Želeč und Sádek u Žatce außerhalb der Ortschaften. Zwischen Deštnice und Milostín unterquert die KBS 124 bei Janov die KBS 126 von Louny nach Rakovník. Auf Mutějovice zastávka folgt schließlich Krupá. Hier zweigt die Nebenbahn nach Kolešovice (ehemalige KBS 125) ab, die im Sommer regelmäßig mit nostalgischen Dampfzügen befahren wird. Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis Lužná u Rakovníka.

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534.0323 mit einem Museumszug in Lužná u Rakovníka

In Lužná u Rakovníka trifft der Reisende nicht nur auf die Bahnstrecke Praha - Kladno - Rakovnik, sondern hier befindet sich auch das sehenswerte Museum der tschechischen Eisenbahnen, dessen Besuch jedem Eisenbahninteressierten empfohlen werden kann. Stellvertretend für die interessante Sammlung der vor Ort vorhandenen Dampflokomotiven sei hier eine Güterzuglokomotive der Baureihe 543.03 mit einer entsprechenden Zuggarnitur gezeigt.

Der heutige Besuch des Museums hat jedoch einen speziellen Anlass: Als Sonderveranstaltung findet ein (bisher einmalig gebliebenes) Treffen von Diesellokomotiven statt, die aufgrund ihrer Fensterform als Brejlovec (Taucherbrille) bezeichnet werden.

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T 478.3001 (753 001), T 478.3127 (753 127) und T 478.3101 (753 101) in Lužná u Rakovníka

Die Geschichte der Taucherbrillen begann 1968 mit der Prototyplok T 478.3001, ab 1988 als 753 001 bezeichnet. Noch bis vor ein paar Jahren war die Museumslok mit etwas Glück gelegentlich vor Regelzügen um Česká Lípa herum anzutreffen. Neben ihr stehen zwei Serienlokomotiven der Baureihe 753. Insgesamt wurden 408 Lokomotiven dieser 100 km/h schnellen und mit einer Leistung von 1325 kW ausgestatteten Baureihe gebaut. Mit den Einfachlampen waren nur die ersten Lokomotiven bis T473.3081 (753 081) ausgestattet.

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T 478.3101 (753 101), 754 019, 750 346, 754 066, 754 067 und 755 001 in Lužná u Rakovníka

Die blau-weiße Plzeňer Blitzbrille 754 019 ist eine Vertreterin der ab 1975 in 84 Exemplaren gebauten Nachfolgebaureihe 754 mit elektrischer Zugheizung. Daneben steht, ganz in dunkelblau, die 750 346 aus Česká Třebová bzw. Trutnov. Die Baureihe 750 entstand ab 1991 durch den Umbau von 753 für den Einsatz mit elektrischer Zugheizung. Daneben stehen zwei weitere 754. Die rote 754 066 ist aktuell in Brno beheimatet (einige Jahre später kam sie dann nach Plzeň) und die 754 067 gehört zu den ersten Brejlovec in der neuen Najbrt-Lackierung. Zur daneben stehenden 755 001 gleich mehr.

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T 478.3101 (753 101), 754 019, 750 346, 754 066, 754 067 und 755 001 in Lužná u Rakovníka

Schön, oder? :-)

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755 001 und UNIDO 753 741 in Lužná u Rakovníka

Ab dem Jahr 2001 wurden einzelne Lokomotiven der Baureihen 750 und 753 unter Verwendung von Caterpillar-Motoren in verschiedenen Ausführungsvarianten modernisiert. Äußerlich sind diese Loks durch die veränderten bzw. zusätzlichen Lüftergitter und teilweise eine veränderte Maschinenraumfensteranzahl an den Seiten sofort erkennbar. Nach einer für italienische Privatbahnen entstandenen Umbauserie erhielt 2005 auch die ČD zwei nun 1500 kW starke Maschinen, die heute als 755 001 und 755 002 bei ČD Cargo im Güterverkehr eingesetzt werden. Die 753 741 gehört zu einer Umbauvariante, die ab etwa 2007 von CZ LOKO ausgeführt wurde, sie gehört zur Privatbahn Unipetrol Doprava, s.r.o. (UNIDO). Die ungewöhnlich erscheinende Neupositionierung der unteren Lampen ist vermutlich für Einsätze in Polen erfolgt.

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750 702, 753 753 und 749 146 in Lužná u Rakovníka

Ab 2008 erhielt ČD Cargo eine weitere Serie von dreißig modernisierten Brejlovec, welche die Nummern 753 751 bis 753 780 tragen und (auch in Doppeltraktion) nur im Güterverkehr eingesetzt werden. Die bisher jüngste in Tschechien anzutreffende Modernisierungsvariante ist die Baureihe 750.7, welche seit 2010 existiert. Es handelt sich hierbei um insgesamt neunzehn 1550 kW starke Lokomotiven mit elektrischer Zugheizung, welche im Personenverkehr eingesetzt werden (auch im Wendezugbetrieb). Sie tragen die Nummern 750 701 bis 750 719. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es noch weitere Varianten gibt, wie zum Beispiel die Baureihen 756 und 757 in der Slowakei. Die im Hintergrund stehende Bardotka 749 146 gehört zum Museumsbestand in Lužná u Rakovníka.

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T 478.3001 (753 001), T 478.3101 (753 101), 754 019 und 750 346 in Lužná u Rakovníka

Auf diesem Bild ist eine weitere Besonderheit der beiden Prototypen 753 001 und 753 002 (diese Lok existiert nicht mehr) zu sehen. Im Gegensatz zu den Serienlokomotiven haben diese noch glatte anstatt gesickte Seitenwände. Auf dem nächsten Bild ist dieser Unterschied noch einmal deutlich zu sehen.

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T 478.3101 (753 101) und T 478.3001 (753 001) in Lužná u Rakovníka

Auch die schönste Diesellokparade findet irgendwann ihr Ende und es wird Zeit für die Rückreise. Im Bahnhof Lužná u Rakovníka steht bereits ein 814 dafür bereit.

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814 144 als Sp 1680 Lužná u Rakovníka - Jirkov in Lužná u Rakovníka

Bis Žatec bleibt es dieselbe Strecke wie auf dem Hinweg, anstatt des Umstieg dort führt die Reise nun aber im selben Zug weiter auf der KBS 124 nach Chomutov. Auch auf diesem Streckenstück werden nicht mehr alle Haltepunkte, sondern nur die Bahnhöfe Hořetice und Březno u Chomutova bedient.

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814 144 als Sp 1680 Lužná u Rakovníka - Jirkov in Chomutov

Beim einsetzenden Sonnenuntergang wird Chomutov erreicht. Der Regionova-Triebwagen wird noch ein paar Kilometer weiter bis Jirkov fahren.

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363 115 mit R 614 "SALUBIA" Praha hl.n. - Cheb in Chomutov

Während des Wartens auf den Schnellzug zurück in Richtung Ústí nad Labem trifft der Gegenzug nach Cheb ein. Was zunächst nach einer Allerweltsaufnahme aussieht, ist durchaus interessant, handelt es sich doch um einen durchweg in der allerersten Variante des Najbrt-Farbschemas gebildeten Zug. Die Lok trägt hierbei das blaue Trapezmuster an den Seitenwänden und hat einen weißen Rahmen und ein weißes Dach, die Dächer der Wagen sind in grau gehalten (später wurden diese dunkelblau lackiert).

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854 217 mit R 1167 Ústí nad Labem hl.n. - Liberec in Ústí nad Labem hl.n.

Zurück in Ústí nad Labem steht zur blauen Stunde ein Schnellzug nach Liberec bereit. Die Triebwagen der heutigen Baureihe 854 wurden vor vierzig Jahren, damals neu und als Baureihe M 296.1 bezeichnet, auch für den internationalen Schnellzug "VINDOBONA" (der spätere EuroCity) verwendet und kamen somit auch nach Dresden und Berlin. Nach wie vor sind die mittlerweile modernisierten Triebwagen mit zusätzlichen Beiwagen oder auch Steuerwagen als normale Personen- oder leichte Schnellzüge in Tschechien im Einsatz.

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