janw.de - Unterwegs in Tschechien
 Moldava - Ústí nad Labem - Děčín 25.08.2010 
https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0801.jpg
810 046 als Os 6519 Moldava v Krušných horách - Žatec západ in Moldava v Krušných horách

Moldava befindet sich hoch oben auf dem Erzgebirgskamm, etwa 10 km südwestlich von Altenberg. Der in einer Höhe von 780 m gelegene Bahnhof ist der heutige Endpunkt der KBS 135 Most - Moldava, entlang der die heutige Reise hinunter ins Elbtal beginnt. Einst führten die Gleise von hier aus nicht nur nach Most, sondern auch in die andere Richtung über Hermsdorf-Rehefeld nach Holzhau und weiter von dort über die heute noch bestehende KBS 514 nach Freiberg. Dies ist jedoch seit vielen Jahrzehnten Geschichte, in der Zwischenzeit enstandene Bestrebungen zum wünschenswerten Wiederaufbau waren bisher noch nicht von Erfolg gekrönt.

Der Weg nach Moldava ist von sächsischer Seite aus etwas umständlich, da es hierher und in das angrenzende Neurehefeld keine Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. Die nächstgelegene Bushaltestelle Abzweig Neurehefeld befindet sich 2 km entfernt an einer Kreuzung mitten im Wald und wird von den Buslinien 373 Altenberg - Hermsdorf (i.W. nur Mo-Fr) und 733 Rechenberg-Bienenmühle - Holzhau - Altenberg (i.W. nur Sa-So) angefahren. Bis zum Bahnhof Moldava läuft man im Sommer etwa eine halbe Stunde, wobei die Straße zunächst etwa einen Kilometer bergan führt, anschließend bergab. Bereits am Grenzübergang überquert man die Gleise mittels einer Brücke und hat einen guten Blick auf dem Bahnhof bzw. dem, was die Zeit von den einstigen Bahnhofsanlagen übrig gelassen hat.

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0802.jpg
Bahnhof Moldava v Krušných horách: Blick zur Bahnhofsausfahrt (Richtung Südosten), links der ehemalige Lokschuppen

Der Zugbetrieb auf der KBS 135 wird fast vollständig mit den Brotbüchsen der Baureihe 810 durchgeführt, wobei die Züge größtenteils aus einzelnen Triebwagen oder der Kombination Triebwagen - Beiwagen - Triebwagen gebildet werden. Letztere resultiert aus der Spitzkehre in Dubí, doch dazu später mehr. Vereinzelt sind auch Regionova der Baureihe 814.0 im unteren Streckenabschnitt im Einsatz. Der Verkehr konzentriert sich auf das Teilstück Most - Hrob, auf dem verbleibenden Abschnitt hinauf nach Moldava fahren in der Woche nur zwei regelmäßig verkehrende Zugpaare, am Wochenende und in den Ferien sind es saisonal bis zu fünf. Seit 2010 gibt es Zugdurchläufe über Most hinaus von/nach Žatec (KBS 124) oder über Louny von/nach Domoušice (KBS 126). Gelegentlich verkehren Sonderzüge von Most und Teplice nach Osek bzw. in der Vorweihnachtszeit auch bis Moldava.

Von Moldava v Krušných horách führt die Strecke durchweg nur bergab. Der erste Haltepunkt ist Mikulov-Nové Město, anschließend führt die Strecke an der Westseite des 836 m hohen Klínovčík entlang und verschwindet anschließend zweimal in zwei kurzen, aber urigen Tunneln. Direkt am Ausgangsportal des zweiten Tunnels befindet sich der Haltepunkt Mikulov v Krušných horách. Im Spätsommer kann man hier auf Leute treffen, die gleich eimerweise gesammelte Pilze aus den Wäldern abtransportieren. Apropos: fast die ganze Strecke hinunter in die Ebene führt ständig nur durch den Wald. Nur an wenigen Stellen sieht man etwas anderes als Bäume direkt vor der Nase, bei schönem Wetter sind die Aussichten "vom Dach der Welt" dann aber umso spektakulärer...

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0803.jpg
Blick aus dem Zug zwischen Mikulov und Dubí auf das etwa 400 m tiefer gelegene Umland von Teplice

Der interessanteste Streckenabschnitt ist definitiv der zwischen Moldava und Dubí. Wenn man heute über die Schienenstöße rumpelt, kann man sich kaum vorstellen, daß auf dieser Strecke früher schwere Kohlezüge mit Loks der Baureihe 44 zwischen Böhmen und Sachsen gefahren sein sollen.

Der Zug erreicht nun Dubí, einen Spitzkehrenbahnhof, der sich allerdings über drei Kilometer oberhalb des Ortskerns befindet, in dem auch die Buslinie 398 (Dresden -) Altenberg - Teplice hält. Durch den Triebwagenverkehr ist die Wendezeit recht kurz und die Fahrt führt schnell weiter talwärts. Der Haltepunkt Střelná v Krušných horách ist nur ein kleines Wartehäuschen im Wald, einige Minuten später wird nach der Überquerung eines größeren Viadukts der Bahnhof Hrob erreicht. Auf den folgenden Kilometern über Horný Háj bis Osek město verläuft die Fahrt über ein paar weitere kleine Brücken wiederum durchs Grüne, an einige Stellen bieten sich jedoch Ausblicke wie dieser hier...

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0804.jpg
Blick aus dem Zug bei Hrob in Richtung des Böhmischen Mittelgebirges (der See ist künstlich und entstand nach dem Braunkohleabbau)

Das restaurierte Bahnhofsgebäude von Osek město ist ein Juwel, der Nachmittagszug von Moldava kreuzt hier mit dem Gegenzug. Nach vier weiteren Kilometern ist man schon unten in der Ebene angekommen und wenn der Triebwagen einen weiteren Kilometer hinter Lom u Mostu zastavká in den Bahnhof Louka u Litvínova einfährt, wartet dort nicht nur der Regionova nach Teplice, sondern man hat in der letzten Stunde auch 475 Höhenmeter hinter sich gebracht. Die KBS 135 verläuft ab hier nun noch 15 km, vorbei an Industrieanlagen, bis nach Most. Nach einem Umstieg in Louka u Litvínova geht die Reise nun jedoch auf der von Litvínov kommenden KBS 134 weiter nach Teplice.

Auf der KBS 134 fahren gemischt Triebwagen der Baureihen 810 und 814.0, zudem ist die Strecke östlich von Louka u Litvínova mit 3 kV Gleichstrom elektrifiziert. Die Strecke hat einen ähnlichen Verlauf wie die KBS 135, nur eben unten in der Ebene. So haben die meisten Ortschaften einen mehr oder weniger entfernten Haltepunkt oder Bahnhof an beiden Strecken und somit hält der Zug nun zunächst in Lom u Mostu, Osek und Háj u Duchcova. Die Strecke ist im Sommer relativ eingewachsen, bietet aber hier und da einen Blick auf die Höhen des Erzgebirges, von denen man gerade kam. Bis zum Bahnhof Oldřichov u Duchcova, wo die KBS 134 auf die Hauptbahn von Ústí nad Labem nach Chomutov (KBS 130) trifft, befährt man eines der noch verbliebenen Teilstücke einer Bahnstrecke, die einst parallel zur KBS 130 von Děčín über Telnice, Oldřichov u Duchcova, Louka u Litvínova, Litvínov und Jírkov nach Chomutov führte. Diese wird heute nur noch in Teilabschnitten betrieben (KBS 134 und 133), ist teilweise ganz ohne regelmäßigen Personenverkehr (KBS 132) oder existiert wegen des Braunkohleabbaus nicht mehr. In flotter Fahrt geht es nun Richtung Ústi nad Labem. In Řetenice besteht noch eine Umsteigemöglichkeit in Richtung Úpořiny - Lovosice (KBS 097), dann endet die Triebwagenfahrt in Teplice v Čechách.

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0805.jpg
814 032 mit Os 6946 Teplice v Čechách - Litvínov in Teplice v Čechách

Mit dem nächsten Zug geht die Reise nun weiter zum Hauptbahnhof von Ústí nad Labem.

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0806.jpg
UNIDO 753 716 (ex 753 082) + 753 715 (ex 753 049) mit Kesselwagenzug in Richtung Ústí nad Labem západ in Ústí nad Labem hl.n.

Unipetrol Doprava (UNIDO) ist ein Eisenbahnverkehrsunternehmen, welches seinen Wurzeln in den Werk- und Anschlußbahnen der Unipetrol-Gruppe hat, die wiederum heute zu ORLEN gehört. Neben einigen anderen Baureihen besitzt UNIDO acht Lokomotiven der Baureihe 753.7 (753 715 bis 753 722), die bei ČKMS/CZ LOKO in Česká Třebová durch Modernisierungen von Lokomotiven der Baureihe 753 entstanden. Die Loks sind meistens vor Kesselwagenzügen zu sehen und kommen m.W. gelegentlich auch bis Bad Schandau.

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0807.jpg
363 080 mit R 609 "SVATAVA" Cheb - Praha hl.n. in Ústí nad Labem hl.n.

Dieses Bild wird ab Anfang Dezember 2010 historisch sein, allerdings nicht deswegen, weil es irgendetwas auf diesem Bild nicht mehr geben wird, sondern weil es etwas noch nicht gibt: die neu gebaute Seilbahn, die dann das Forum Ústí nad Labem (ein Einkaufszentrum) mit dem Větruše-Schlößchen verbinden wird.

Der einfahrende Schnellzug von Cheb nach Praha wechselt in Ústí nad Labem hl.n. die Fahrtrichtung, zusätzlich findet ein Lokwechsel von der Mehrsystem-Baureihe 363 auf eine schnellere Gleichstromlokomotive der Baureihe 162 statt (in der Gegenrichtung umgekehrt).

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0808.jpg
162 054 mit R 609 "SVATAVA" Cheb - Praha hl.n. in Ústí nad Labem hl.n.

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0809.jpg
753 229 + 753 301 mit verm. 64670 Libuň - Řetenice auf der Elbbrücke in Ústí nad Labem

Der Blick vom Bahnhof zur Eisenbahnbrücke über die Elbe, welche die Bahnhöfe Ústí nad Labem-Střekov (mit der gleichnamigen Burg im Hintergrund) und Ústi nad Labem západ verbindet, ist alltäglich. Seltener werden jedoch Einsätze von unmodernisierten Lokomotiven der Baureihe 753 von ČD Cargo, die im Raum Ústí nad Labem ohnehin nur vor wenigen Zügen zu sehen sind. Man trifft hier eher auf Lokomotiven von AWT (ehemals OKDD) und UNIDO.

https://www.janw.de/eisenbahn/archiv/cz/2010/0810.jpg
163 013 + 163 010 sowie 371 002 mit EC 379 "CARL MARIA VON WEBER" Ostseebad Binz - Brno hl.n. in Děčín hl.n., im Hintergrund 814 096

Die letzte Station für heute ist Děčín hl.n., wo unter anderem die schon seit einer Weile Najbrt-farbene 371 002 zu sehen ist. Es ist mittlerweile Abend geworden und somit findet die Fahrt von den Höhen des Erzgebirges hinunter ins Elbtal nun auch hier ihr Ende.

 Index janw.de